Nachdem in Teil 1 die Empfehlungen sich auf Frühstück/Streetfood fokusierten, hier ein paar Restaurant-Tipps für London – etwas weniger, dafür mit mehr Bildern 🙂
Im Dishoom waren wir ja auch beim Frühstück, ich war da allerdings nochmal zum Lunch und zusammen mit imipressionen auch noch abends einmal. Man kann nicht reservieren – was aber nicht schlimm ist, man bekommt schnell einen Platz an der Bar und kann mit ein paar Crackern und Drinks auf den nächsten freien Tisch warten. Dauert auch nicht lange und man kann schon einmal die Atmosphäre aufnehmen: sehr trubelig und ein schönes Ambiente.
Ich hatte zum Lunch Bhel (Cold and crunchy, light and lovely. Puffed rice, Bombay Mix and nylon sev tossed with fresh pomegranate, tomato, onion, lime, tamarind, mint.) und Chicken Ruby (ein Curry). Das Bhel fand ich bemerkens-/empfehlenswert, ein Gericht in der Art hatte ich noch nie, spannende Textur-und Geschmacksmischung, ganz toll. Das Curry war gut, aber da hatte ich (gerade im Darjeeling, siehe unten) bessere. Nicht falsch verstehen – das Curry ist besser als das, was man in 90-95% der indischen Restaurants bekommt, aber die Benchmark ist hier einfach das Darjeeling.
Abends gab es dann für mich die slow-cooked/pulled Lammschulter – die war sehr lecker, wie auch das Daal!
Ein Bekannter von uns arbeitet derzeit in London und war ein Teil des Teams, welches das Darjeeling Express aufgebaut/eröffnet hat – so hatte ich das immer wieder via social networks auf dem Radar. Es war klar, dass wir da hingehen, sollten sie schon eröffnet haben, wenn wir in London sind – und es hat geklappt. Zum Glück, denn das Darjeeling Express ist der Benchmark für indisches Essen, sei es in UK, in Europa oder in Indien (zuindest für mich und ja, ich war schon ein paar mal in Indien und nicht nur im “Ghandi”um die Ecke ;-)).
Kurz zur Historie: Das begann alles als Supperclub, den Asma regelmässig veranstaltet hat, der Guardian hat dazu noch Infos. Dann entwickelte sich so langsam die Idee eines Restaurants. Das besondere hier ist, daß alle Köchinnen “second daugters” sind – also alle die zweiten Töchter einer indischen Familie, inkl. Asma. Nun haben ja schon die ersten Töchter in Indien einen schweren Stand, die zweiten Töchter sind aber noch mehr stigmatisiert. Asma gibt hier genau diesen Frauen eine Chance, sich zu entwicklen, zu lernen und auch finanziell eigenständig zu werden. Darüberhinaus hat sie noch eine Stiftung gegründet, die man mit einem Besuch im Darjeeling unterstützt (und man kann auch generell spenden).
Wir waren auch hier zweimal, einmal zum Dinner und einmal zum Sunday Lunch.
Dinner:
Es gab hier Gerichte, die ich so noch nie gegessen hatte – so z.B. der erste Starter. Das sind kleine Teigschalen, die gefüllt werden. Auf unserer indische Foodtour durch Shoreditch hat unser Guide das übrigens auch als sehr typische Vorspeise empfohlen 🙂
Dazu gab es noch zwei andere Vorspeisen, auch extrem lecker und sehr ungewöhnliche Geschmackseindrücke. Ich dachte bisher, dass ich indische Küche ganz gut kennen würde, aber weit gefehlt, habe da vieles neues gegessen und gelernt.
Dann gab es Hammel – hatte ich bisher auch noch nie gegessen. Lecker, aber sehr eigener Fleischgeschmack, sehr intensiv, nicht unbedingt für jeden etwas.
Danach ging es zu den “Hauptgerichten”, die noch sehr traditionell in einem “layered approach” gekocht werden: erst eine Basis aus Gewürzen, dann werden die anderen Gewürze in einer fest definierten Reihenfolge nach und nach hinzugegeben, damit der Geschmack sich entwickeln kann. Das gab sehr schöne und komplexe Gerichte, wirklich ganz tolle Küche!
Ich hatte ein Wildgericht, das sehr sehr spicy war (LECKER), die Beilagen waren (oben rechts) Zwiebeln mit Chili und Dal (nächstes Bild), welches auch nicht nach dem klassischen Dal schmeckte.
Als Nachtisch gab es noch einen steamed yoghurt – der über 24 Stunden zur Zubereitung braucht. Danach sind wir beinahe geplatzt aber auch sehr zufrieden und satt ins Hotel gewankt 🙂
Lunch
Sonntags gibt es im Darjeeling Express immer ein Lunch im Supperclub Stil – mit grossen Schüsseln an langen Tafeln, jeder bedient sich aus den Schüsseln, die wirklich nie zu Neige gehen sondern immer wieder nachgefüllt werden.
Wir waren bei einem Buriyani Feast = im Mittelpunkt stand das Buriyani, ein klassisches Reisgericht.
Als Vorspeise gab es frittierte Zwiebeln – die so gar nichts mit dem zu Tode fritiertem Pakora zu tun hatten, was man sonst so bekommt:
Dazu noch ein leckeres Chutney und die Gefahr, sich nur an der Vorspeise satt zu essen, war sehr real!
Dann kam aber der Star des Tages, das Biryani mit Lamm. Ein einfaches Gericht, aber sehr lecker, als Beilage die Zwiebeln mit Chili (siehe oben) und eine rote Beete-Raita sowie ein Tomatenchutney. Ich habe da definitiv wieder zuviel gegessen, aber ich musste einfach ein paar mal nachfassen, das war so toll.
Zum Nachtisch noch eine Art Milchreis mit Safran. Da gingen dann doch noch 2-3 Schüsseln in mich rein – aber ich hätte auf dem Rückflug beinahe eine Gurtverlängerung gebraucht 🙂
Zusammenfassend (falls man es noch nicht rausgehört hat): Das Darjeeling ist derzeit mein absolutes Lieblingsrestaurant in London und wird derzeit in den Zeitungen nur positiv erwähnt – ich habe daher Sorge, dass es immer ausgebucht sein wird, eine Reservierung ist notwendig. Die BBC hat übrigens auch einen Fernsehbeitrag zum Darjeeling gesendet.
Robuchon? Die gehen französisch Essen? In London? Warum nicht in Paris?
Ganz einfach: da waren wir schon bei Robuchon (sowohl im Atelier als auch im Restaurant), das war Teil unserer inoffziellen Hochzeitsreise. Im Atelier de Robuchon in Paris hatten wir vor 10 Jahren unser kleines privates “Hochzeitsessen” und waren beide extrem geflasht von dem Essen und vor allem von dem Kartoffelpüree. Das ist ja auch kein Geheimtipp, sondern das signature dish von Robuchon, aber trotzdem unglaublich lecker.
Als wir dann überlegten, dieses Jahr in England/Cornwall unseren Urlaub zu verbringen und in London zu beenden, ergriff ich die Gelegenheit, um unseren 10. Hochzeitstag im (wieder) im Robuchon zu feiern. Wieder nicht direkt am Hochzeitstag selbst sondern mit leichter Verspätung, aber das macht ja nix 🙂
Wie es war? Sehr gut – aber ich schreibe hier bewusst nichts zu meinen Eindrücken, denn der Abend war ja nicht dafür da, lecker zu Essen, sondern auch um das Ereignis an sich zu feiern – und von daher wäre das sicher “biased”. Overall sicher nicht das beste Sterneessen, das wir hatten, aber auch ein sehr sehr gutes Essen und ein schönes Erlebnis. Nur kurz ein paar Anmerkungen unter einigen Bildern.
Was ich im Atelier immer sehr nett finde: wenn man an der offenen Küche sitzt, dann kann man auch sehen, mit wieviel Aufwand und Präzision in der Küche gearbeitet wird – und auch mit welcher Disziplin. Sehr beeindruckend.
Ich denke, wir würden in London so schnell nicht mehr zu Robuchon gehen, dazu ist die Auswahl an Restaurants zu groß – ausser an unserem 15./20./… Hochzeitstag 😉
Das Tartar stand als small dish nicht auf der Karte, sondern nur als full dish. Auf Anfrage hat die Küchenchefin dann das auch als small dish schicken lassen – fand ich sehr kundenfreundlich und das war saulecker! Hatte noch nie ein Tartar vom Onglet (und wenn ich mal eins in die Finger bekomme, landet das halt doch immer in der Pfanne/auf dem Grill :-))
Da ist das Ding! Das wird übrigens extra in einer Schale als Gericht serviert. Unglaublich toll, cremig.