Das hier soll kein monothematisches Blog werden, aber das Thema Flüchtlinge/Refugees ist immer noch ein sehr akutes, daher noch ein/zwei Anmerkungen dazu.
Zuerst die gute Seite: Ich finde es erstaunlich, wie gross die Hilfsbereitschaft zumindest derzeit in unserer Umgebung ist. Die lokale Kleiderkammer kann schon keine Spenden mehr annehmen und als ein lokaler Bücherladen eine Sammelaktion startete, wurden sie überwältigt von der Liefermenge. Ich möchte die hier nochmal namentlich erwähnen (und das ist kein sponsored post/advertorial) – das ist einzigundartig in Köln Dellbrück. Nachdem das letzte Woche so gut lief haben die spontan eine zweite Sammelaktion gestartet – aber diesmal deutlich zielgerichteter, direkt nach dem noch akuten Bedarf. Das hatte dann auch zur Folge, das die von mir schon länger erwarteten Diskussionen auf Facebook starteten, mit dem Unterton “die gebrauchte Unterwäsche ist doch gut genug für die, die brauchen keine neue”. Gerade bei Unterwäsche verstehe ich sehr gut, wenn man nur neue originalverpackte annimmt, da wurde anscheinend schon echt schlimmes abgegeben. Nun gut, das war zu erwarten, umso mehr meinen Respekt an das Team von einzigundartig, dass die das organisieren. Es ist übrigens schön zu sehen, dass sich hier in Dellbrück einiges tut – das Parlor Cafe hat jetzt zum Beispiel auch den “Aufgeschobenen” eingeführt, ich hoffe, das bewährt sich hier!
Jetzt die Seite, die mich zum Nachdenken bringt: Ich war die Tage in Paris und der Blick auf die Situation bei uns ist eine ganz andere – vor allem eine ganz andere als in unserer “Filterblase”. Der Tenor der anderen Länder (ich simplifiziere mal und abstrahiere von kommt aus Land x = so ist da die Meinung, aber ich kann die handelnden Personen ja auch einschätzen) war eher ein: das wird bei Euch kippen, dauerhaft könnt Ihr die Hilfe nicht aufrechterhalten, auch ein unterschwelliges “hoffentlich kommen die nicht in unsere Länder” war zu hören. Es gab zwar auch positive Unterstützung/Kommentare, aber der Skepsis und auch die Sorge überwiegen. Gerade aus Ländern wie Frankreich, in denen die Integration nicht überall sehr erfolgreich war (Banlieues), war viel Skepsis zu hören.
Ehrlicherweise mache ich mir hier ähnliche Gedanken. Ich glaube, dass die Anfangseuphorie noch eine Weile trägt. Bis die Keller mit den alten Kleidern/Spielsachen leergeräumt ist, bis einfache Solidarkundgebungen nicht mehr ausreichen. Wenn der Winter kommt, die Zelte kalt werden und es klar wird, dass es für 400 000 Einwohner (und das ist eine eher niedrige Zahl) so schnell keine Wohnungen gibt. Ich befürchte, dass dann nicht nur die Stimmung (gerade auch in der Presse) kippt, sondern auch die Situation schwierig wird. Wie man das auflösen kann? Keine Ahnung. Das macht mich echt ratlos – und besorgt. Klar werden wir weiter helfen, aber ich weiss nicht, ob das nicht nur ein Tropfen auf einem Lavasee sein wird.