Unser Einkaufsverhalten hat sich in den letzten Jahren merklich geändert. Wäre man böse, könnte man uns wahrscheinlich als Lohas bezeichnen – wir kaufen gerne bio und/oder regional.
Das hat sich aber mit der Zeit entwickelt. Massgeblich war da sicher das kulinarische Erweckungserlebnis im Piemont, als wir sahen, wie lecker einfache Dinge in hoher Qualität sein können. Zudem noch das Buch “Die Billg-Lüge”, in dem relativ deutlich die indirekten Kosten der Discounter-Mentalität aufgezeigt wurden. Da wir in Dellbrück auch ein wirklich gutes Angebot haben, ist ein etwas bewussteres Einkaufen von Lebensmitteln auch ganz gut möglich. Wir haben einen tollen Biometzger (das Hackfleisch ist soviel besser als alles andere, was wir bisher gefunden haben), ein kleines Biolädchen (2, aber wenn dann das auf der Hauptstrasse), 2 Rewes, ein Slowfood-Bäcker. Seit kurzem ist noch ein Käselädchen dazugekommen – das fehlte wirklich (Loha :- )). Das alte Käselädchen hat in Dellbrück vor gut 8-9 Jahren zugemacht, da es keinen Nachfolger gab.
Natürlich ist das auch deshalb möglich, da wir beide uns das auch (aber nicht immer) leisten können/wollen – das ist mir bewusst. Ich bekomme bei unserem Stamm-Metzger immer Schnappatmung, sobald ich Lammlachse kaufe – und das ist nicht kokettierend gemeint. Das sind die Augenblicke, an denen ich zweifle, ob es das wirklich “wert” ist – aber andererseits gäbe es ja eine Alternative: keine Lammlachse. Auch das soll nicht so arrogant klingen wie es das ggfs. tut – aber wenn ich für mich den Anspruch habe, Bio-Fleisch zu kaufen (und im Best case noch artgerecht), dann muss ich auch bereit sein, ggfs auf etwas zu verzichten, statt Billigfleisch zu kaufen.
Mir ist/war aber bewusst, dass das nur einen kleinen Teil abdeckt. Gerade im Bereich Bekleidung fand ich es immer sehr schwer, etwas bewusster einzukaufen. Mir ist klar, dass “grosse” Marken genauso ethisch problematische Produktionslinien in Bangladesch haben wie Primark, Kik, H&M oder C&A (hier gab es vor ein paar Tagen einen super Podcast von HR2 – der Tag). Ebenso bei Schuhen. Jetzt habe ich weder den Anspruch noch gibt es einen Zwang, dass ich hier nur noch ethisch korrekten Kram kaufe – aber ich fand Textilkauf gerade aus dem obigen Grund trotzdem schwierig. Kinder, die Knöpfe annähen, will ich ebensowenig wie Jeans, deren Produktion die Arbeiter krank macht. Ebenso wenig will ich aber auch in den klassischen Ökoklammotten rumlaufen – ich will nicht, dass jeder, der mich sieht sofort Angst hat, dass ich “Kumbaya” auf meiner Panflöte anstimme 😉 Ich bin halt noch in meinem Berufsjugendlichen-Look mit Carharrt und Nikes, das sollte sich auch nicht groß ändern…
Auf einer Stadttour im Rahmen der expedition colonia sind wir nun auf Green Guerillas gestossen. Ein Kölner Kleiderladen mit zwei Filialen (Süden und Rathenauplatz), der nur biologisch und ethisch korrekt hergestellte Kleidung verkauft – und die sowohl gut aussieht als auch nicht immer ein Vermögen kostet. Kaputzenpullis mit einem ausgefallenem Schnitt ab 50 Euro fand ich wirklich nicht teuer – und so habe ich dann auch etwas mehr gekauft als ich eigentlich wollte! Ist eine echte Empfehlung – wer in Köln was zum Anziehen sucht, daß nicht jeder hat und dabei auch das Gefühl haben will, daß er nicht Kinder in Bangladesh ausnutzt, sollte da unbedingt mal reinschauen.
Wer nicht in Köln wohnt, sollte mal auf die Manomama-Webseite gehen. Die Hosen/T-Shirts werden alle in Augsburg erzeugt, die einzelnen Bestandteile sind zum Großteil aus der Region, die Angestellten/Näherinnen sind meist ungelernte Frauen aus der Umgebung, die sonst keine Arbeit bekommen, die Chefin zahlt sich selber nur denselben Lohn aus, den auch die Näherinnen bekommen (10 Eu/h). Habe bisher nur eine Hose und einen Pulli dort gekauft, ich finde die Idee aber toll und definitiv unterstützenswert.
Damit endet aber nun auch mein “davednb rettet die Welt durch bewusstes Einkaufen” – der Eintrag entsprang ursprünglich auch nur meiner Begeisterung für die aufgeführten Läden/Hersteller (Metzger, Bäcker, Käselädchen, Green Guerilla und Manomama) und soll hier kein greenwashing meinerseits sein – dafür kaufe ich auch genug anderen Kram (iPhone, etc), der meine Bilanz wieder beeinträchtigt. Eins noch auf den Weg: support your local dealers, geht mal wieder öfters zum richtigen Bäcker statt den Aufbackfilialen, zum Metzger statt zur Kühltheke.
1 Kommentar