Bei dem Foodtrip in Istanbul wollte ich natürlich auch mal in einen Hamam. Nachdem ich in Budapest ja auch schon in einem der alten türkischen Bäder war und mir das sehr gefallen hatte, wurde der Wunsch durch ein paar der Istanbul-Dokus noch verstärkt – auch wenn es natürlich touristisch ist 😉
Die Auswahl ist ja nicht klein, im Sultanahmet-Viertel sind die bekanntesten. Es hätte zwar noch einen “modernen” Hamam nahe Istiklal gegeben, aber das lag nicht so günstig, da wir eher in Cemberlitas und bei der blauen Moschee unterwegs waren -also waren der Cemberlitas-Haman und der Cagaloglu-Hamam zur Auswahl. Beide waren auch bei Foursquare und Yelp gut bewertet, aus logistischen Gründen wurde es dann der Cemberlitas-Hamam mein erster. Der Hamam liegt direkt an der Haltestelle Cemberlitas, auch direkt and er Cemberlitas-Säule, aber ist dann doch so versteckt und der Eingang so unscheinbar, dass es eine Weile dauerte, bis ich ihn finden konnte. Daher: direkt wenn man von der Haltestelle kommt und zur Moschee geht ist der Eingang gleich an der Kreuzung auf der rechten Seite.
Wie war es nun? Nicht schlecht, in der Tat so gut, dass ich am Abreisetag nochmal für zwei Stunden (mehr Zeit blieb leider nicht) nochmal in einen Hamam wollte. Eigentlich in den Ayasofia – aber die wollten 120 Euro, das war dann doch zu teuer, so dass ich dann in den Cagaloglu ging.
Daher kann ich beide ganz gut vergleichen. Aber zuerst kurz eine Einführung: Der zentrale Punkt des Hamams ist der sogenannte Nabelstein, ein Plateau (ca 6 Meter Durchmesser), auf dem man(n – Frauen haben immer einen eigenen Hamam) liegt. Dieser ist warm (ducht Heiswasserleitungen), daher fängt man her an zu schwitzen. Nach dem ersten “Anschwitzen” kommen dann die Anwendungen, leicht bekleidete, kräftige Männer kneten einen durch oder geben eine Schaummmassage – oder beides. Immer wieder unterbrochen durch Wechselbäder aus den Wasserhähnen am Rand, bei denen man Wasser (laufendes Wasser aus dem Hahn) schöpft und über sich giesst. Nach den Anwendungen kann man dann noch ungegrenzt auf dem Nabelstein ruhen/entspannen. Einen separaten Ruhebereich zum Abkühlen gab es bei beiden nicht.
Wie ist jetzt der Vergleich?
Bezahlung: Der Cagagolglu nimmt nur Bargeld. Euro! Nur Euro. Sollte man wissen, sonst ist man aufgeschmissen. Ich hatte Glück und noch die nötigen 50 Euro im Geldbeutel. Der Cemberlitas ist hier deutlich flexibler, nimmt Karte und Lira. Zeigt meiner Ansicht nach aber schon etwas die Zielgruppen auf, ich fand den Cagaloglu auch touristischer/kommerzieller.
Ambiente: Siehe “kommzerzieller”. Im Cemberlitas wurde ich als Hamam-Anfänger nicht wirklich an die Hand genommen, ich wusste nicht, wie wo was an/auszuziehen ist, ob ich halbnackt durch das Gebäude irren sollte, die englisch-Kenntnisse waren auch schlecht(er). Kunststoff-Sandalen statt den Holzschlappen im Cagaloglu, Plastikeimer bei den Anwendungen, alles ein etwas weniger durchgestylter Charme. Im Cagaloglu gab es dagegen die Holzschluppen, es war immer ein Mitarbeiter da, der einem geholfen hat, am Schluss gab es auch noch Ohrputzstäbchen (was natürlich auch eine super Gelegenheit ist, subtil das Trinkgeld einzusammeln :-)). Der Hamam selbst ist im Cagaloglu stilvoller.
Anwendungen: Hier liegt das Cagaloglu vorne. Zuerst die Rahmenbedingungen: der Hauptraum dort ist etwas niedriger temperiert, aber dafür eine etwas höhere Luftfeuchte – was unter anderem daran liegt, dass ein offener Nebenraum ein Dampfbad enthält, an dem man anschwitzt. Die Anwendungen an sich fand ich auch im Cagaloglu besser, vor allem die Schaummassage. Aber – und das ist das aber – im Cemberlitas fand ich den Nabelstein besser – höhere Temparatur, man kann hier besser entspannen, auch wenn da natürlich das Dampfbad fehlt.
Was ist mein Fazit, wo würde ich nochmal hingehen? Ist schwierig, ich fand beide toll. Wenn man nur einen Aufenthalt in einem Hamam plant, dann würde ich doch zum Cagaloglu raten, hier war das Gesamterlebnis für den ersten Besuch doch besser. Wenn man allerdings keine Anwendungen will, sondern “self-service” sucht – also einfach entspannen im Hamam, dann immer das Cemberlitas, das geht da einfach besser. Vor allem wenn man sich dan schon etwas auskennt 😉 Wenn es also nochmal nach Istanbul geht, bin ich eher im Cemberlitas zu finden als im Cagaloglu – und ich werde noch einen anderen testen, einfach um die Vielfalt kennenzulernen. Wie ja auch in Budapest, da war ich auch nicht nur im Rudas-Bad 🙂
Dank einem Freund kann ich übrigens nun auch mal in Köln einen Hamam testen – das Neptunbad bietet das ebenfalls an und ich bin schon sehr gespannt. Sobald ich diesen besucht habe, gibt es hier Details…