Glücklicherweise konnte ich einen Dienstreise nach Berlin mit einem Besuch bei Union Berlin verbinden – da wollte ich schon lange mal hin (daneben habe ich noch Pauli auf der Bucket List…), das Spiel klang auch spannend – Berlin vs FCK.
Leider musste ich dafür aber sehr früh raus – denn das Spiel fängt um 13:30 an, das bedeutete, dass ich den 6:35 Zug nach Berlin nehmen musste – und noch viel früher aufstehen. Der Plan war eigentlich, dass ich im Zug noch etwas Schlaf nachhole. Das wurde dann aber durch eine (KLISCHEE) Rentnerfrauengruppe mit viel Prosecco, Strickzeug und angeregten Unterhaltungen verhindert, so dass ich übermüdet in Berlin ankam.
Immerhin konnte ich mein Gepäck im Hotel deponieren, danach war der Plan, mit der S-Bahn zur alten Försterei zu fahren. Der Plan war gut, aber leider konnte ich nicht vorhersehen, dass die Strecke – bedingt durch marodierende Fans – ab Ostbahnhof gesperrt war. Die Idee, ein Taxi zu nehmen, fiel nicht nur mir ein und so stand ich in einer längeren Schlange, während mir die Zeit davonlief. Notgedrungen 🙂 solidarisierte ich mich mit einigen Lauternfans und teilte dann ein Taxi mit zum Stadion, so dass ich kurz vor Anpfiff am Einlass stand.
Das Stadion selbst liegt ganz schön am Wald, die Einlasskontrollen waren deutlich strenger als beim effzeh (oder auch bei PSG) und das Stadion schon sehr gut gefüllt, so dass ich keine wirklich guten Platz mehr bekam und mich oben etwas auf die Treppen stellen musste (und auch konnte, da die Security dies erlaubte). Die Stimmung war wirklich gut und ich fand es auch beeindruckend, dass das Stadion wirklich 70% aus Stehplätzen besteht. Die Ultras supporteten prima, insgesamt wirklich ein tolles Stadionerlebnis, auch wenn das Spiel selbst eher ein durchschnittlicher Zweitligakick war (und das ist nicht despektierlich gemeint, ich hab das ja beim effzeh lang genug gesehen). Auch ansonsten war es nicht das klassische 08/15 Erlebnis moderner Arenen – und Union spielt ja auch bewusst mit dem “anderen” Image – aber empfand ich alles als positiv, inkl. der Knochenmarkstypisierungsaktion (für Benny) -> MITMACHEN!
Das einzige Manko war ein Pseudoalthool, der mir klarmachen wollte, dass ich eigentlich ein paar Schellen von ihm verdient hätte, da ich nicht alles mitsinge (wohlgemerkt nicht im Ultrablock) und dass nur die Videoüberwachung dies verhindern würde, aber hey, ein paar Jungs auf der Nord bei uns sind wohl ähnlich (einfach) gestrickt 😉
Ein paar Wochen später dann der Kontrast: Sonnenhof Großaspach gegen Holstein Kiel am Ostersamstag.
Ich hatte vor dem Spiel noch Sorge, dass wir (ich bin mit einem Patenkind hin) auch wirklich Karten bekommen – alte effzeh Krankheit vor der Dauerkarte, als es manchmal echt schwer war, an Karten zu kommen. Als wir dann aber im Stadion ankamen, war die Sorge unbegründet – es waren 1500 Zuschauer vor Ort, die Arena fasst 10001 Zuschauer – ausverkauft ist anders 🙂 Natürlich sind wir in den Steherbereich gegangen – das Patenkind war bisher nur auf Sitzplätzen auf der Gegengerade, der sollte mal was anderes sehen. Leider war es saukalt und regnete, das hat das ganze etwas beeinträchtigt, aber ansonsten war es echt gut. Das Stadion ist relativ neu, liegt schön (wenn auch echt am Ende der Welt) zwischen Weinbergen und Wald, die haben das alte Vereinsheim im Stadion integriert. Natürlich war wenig Support da (von beiden Teams), aber es waren dann doch ca 25 Ultras auf Aspacher Seite, die dauerhaft Stimmung machten – auch nach dem Rückstand (wobei ich bei “Aschpach” immer schmunzeln musste, aber ist doch “mein” Dialekt)! Dazu kam auf den Stehplätzen noch die klassische Fanmischung mit dazu, die älteren Trainingskiebitze, die etwas abseits standen, die Familien, die weiter oben standen und die Alt-Ultras, die sich auch etwas weiter oben versammelten – insgesamt waren da aber sicher nicht mehr als 150 Leute im Stehbereich.
Beeindruckend auch der Support von Kiel, die haben eine Choreo vor dem Anpfiff gemacht, fand ich super.
Der Platz war ein echter Acker, das Spiel ganz ok, auch bedingt durch das Wetter (und die Liga) kein Hochgenuss, aber solide. Lustig fand ich, dass das Patenkind, statt das Spiel zu verfolgen, immer mehr zu den Ultras schaute – von daher beschloss ich, hier etwas unterstützend zu wirken. Er ist zwar Grossaspach-Fan, findet aber auch Bayern toll. Daher gab es neben der obligatorischen Stadionwurst in der Pause auch noch einen Fanschal (und der Fanshop in der Mechatronik-Arena ist ein einfacher Stand im Vereinsheim mit einem Schal). Nach der Pause habe ich ihn dann gefragt, ob er lieber näher bei den Ultras wäre – und nach einem vorsichtigen “ja” sind wir dann direkt hinter dem Haufen gelandet 🙂
War spassig zu sehen wie er dann aufgetaut ist, er hat alles mitgemacht nach einer Weile: hinsetzen, aufstehen, mitklatschen, mitsingen, mithüpfen. Am Schluss konnte er noch an den Zaun und die Spieler abklatschen und Fotos machen, das war ganz großartig. Er war mal in einer Krankengymnastik mit einem der Spieler, traute sich aber nicht, ihn anzusprechen – und jetzt konnte er allen die Hand schütteln! Zuhause hat er dann alles (ALLES) nochmal erzählen müssen, seinen Schal präsentieren, die Fotos zeigen, die CD mit dem Fansong. Die Erzählung endete dann mit dem epischen Satz “da will ich noch mal hin, aber nicht auf die Langweilerplätze wie mit dem Opa sondern nochmal zu den Stehplätzen!”. A new fan/ultra is born, mit 12 Jahren, das Bayern-Übel sollte damit abgewendet sein. Ach ja, das Spiel ging 1:1 aus, aber das war ja dann nur noch Nebensache…